Klischees müssen draußen bleiben

FOTO: LÄUTER
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Eröffnen die neue Veranstaltungsreihe „Interkultureller Salon“ im Theaterfoyer: Kulturamtsleiterin Isabel Greschat, die Islam-Wissenschaftlerin Derya Sahan und der frühere Direktor des Hebel-Gymnasiums, Thomas Paeffgen (von links).

Darf Schule in religiöse Traditionen eingreifen, wenn diese dem Schulalltag widersprechen? Das war die Fragestellung am Montagabend im Foyer des Stadttheaters, der sich der ehemalige Direktor des Hebel- Gymnasiums, Thomas Paeffgen, und seine Gesprächspartnerin, die Islamwissenschaftlerin Derya Sahan, beim ersten „Interkulturellen Salon“ widmeten.

 

„Wir wollen keine Schlagworte oder Klischees, sondern vertiefte Gespräche über Interkultur, und die findet im Alltag, im persönlichen Austausch statt“, betonte Kulturamtsleiterin Isabel Greschat zur Eröffnung, zu der unter anderem die Integrationsbeauftragte Anita Gondek, die Stadträte Ellen Eberle und Helmut Metzger (beide SPD) sowie Christa Mann in Vertretung für die evangelische Dekanin Christiane Quincke gekommen waren.

 

Allgemeines und Alltägliches

Zwar habe man bereits mit der interkulturellen Theaterarbeit des Schauspieldirektors Murat Yeginer oder dem „Mix verstehen“-Festival Meilensteine gesetzt, so Greschat. Dennoch sei man sich einig gewesen, dass die Arbeit weitergeführt werden sollte.

 

Drei- bis viermal im Jahr soll deshalb künftig das Theaterfoyer zum „Interkulturellen Salon“ werden und für Diskussionen ganz pragmatischer, alltäglicher Fragen offen stehen.

 

Diskutiert wurde in der von dem katholischen Pastoralreferenten Tobias Gfell moderierten Runde etwa darüber, ob sich Lehrer genügend um türkische Schüler bemühen, warum muslimische Mädchen oft nicht am Schwimmunterricht teilnehmen oder nicht mit ins Landschulheim fahren dürfen, und natürlich wurden die Sprachprobleme nicht ausgelassen. Dabei sagte Paeffgen bereits zu Beginn des Gesprächs ganz richtig: „Ich nehme Sie, Frau Sahan, notwendigerweise in Kollektivhaft.“

 

Lebhafte Diskussion

Doch auch als kopftuchtragende Islamwissenschaftlerin ist es Sahan wohl kaum möglich, die Gedanken aller islamischen Migranten in Pforzheim zu kennen. So gerieten manches Mal Fragen der Kultur und der Religion durcheinander und mussten von Sahan erst wieder sortiert werden. Am Ende aber ergab sich dennoch eine recht lebhafte Diskussion im fast voll besetzten Foyer.

 

 

 

 

 

Quelle: Pforzheimer Zeitung 10.07.2013 - Nr. 157 - Seite 22