JÜDISCHE GEMEINDE FEIERT LICHTERFEST - CHRISTEN UND MUSLIMEN ZUM CHANUKKA-FEST IN DER SYNAGOGE ZU GAST

FOTO: LÄUTER
Der Gemeindechor und Rabbiner Michael Jaakov Bar-Lev sorgen für musikalische Umrahmung.

Pforzheim. Erstmals haben die Mitglieder der jüdischen Gemeinde die Feierlichkeiten des Chanukka-Festes mit Vertretern der großen Religionen begangen.

Am Sonntagabend waren die evangelische Dekanin Christiane Quincke und der katholische Dekan Bernhard Ihle vor Ort. Auch der Dialogbeauftragte der Fatih-Moschee, Halil Sahin, sowie der Religionsgelehrte der selben Gemeinde, Harun Demirel, und mehrere Vertreter der Aleviten waren in die Synagoge an der Emilienstraße gekommen, um am Lichterfest teilzunehmen.

 

Dialog zwischen den Religionen

 

Rami Suliman, Vorstandsvositzender der jüdischen Gemeinde, machte in seiner Begrüßung deutlich, dass er durchaus nicht nur froh, sondern gleichzeitig stolz darauf sei, den Dialog zwischen den Religionen aktiv zu fördern. Es werde davon geredet, dass die verschiedenen Religionen den Dialog suchen, sich treffen und austauschen sollten und das könne man am besten auf einem Fest. „Pforzheim ist das Zugpferd der ganzen Region, wenn es um den Dialog der Religionen geht“, sagte er weiter.

 

Der Rabbiner Michael Jaakov Bar-Lev erklärte den Gästen, unter denen sich unter anderen auch die CDU-Stadträtin Christine Stavenhagen befand, die Bedeutung des acht Tage andauernden Festes, das seit mehr als 2000 Jahren von Juden auf der ganzen Welt begangen wird. Es erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem, der im jüdischen Jahr 3597 (164 vor Christus) beim Makkabäeraufstand von hellenistischen Juden zurückerobert und neu geweiht wurde.

Dabei allerdings wurde nur ein Krug geweihten Öls für das ewige Licht, die siebenarmige Menora, vorgefunden, das eigentlich noch für einen Tag ausreichte. Neues Öl zu weihen dauert aber acht Tage und so drohte das ewige Licht im Tempel zu erlöschen.

 

Als Wunder gefeiert

 

Dass das nicht geschah, sondern die Flamme bis zur Fertigstellung neuen Öls acht Tage hindurch brannte, wird bis heute als ein von Gott gegebenes Wunder gefeiert. An jedem der acht Tage des Chanukka-Festes wird seither eine Kerze mehr angezündet, bis alle acht Kerzen sowie der sogenannte Diener, der zum Entzünden genutzt wird, an der neunarmigen Chanukka brennen.

Die Ehre, eine der Kerzen entzünden zu dürfen, gab Rabbi Bar-Lev nach dem traditionellen Gesang des „Baruch atah Adonaj, Elohejnu“ (Hebräisch für „Gepriesen seist Du, Ewiger“) an die Vertreter der anderen Religionen weiter. Begleitet wurden die Feierlichkeiten zudem vom Gesang des Gemeindechors und des Sängers Ram Hadari sowie einer Vorführung des Puppenspielers Raphael Mürle, der „Jona und der Wal“ zeigte.

 

 

 

Quelle: Pforzheimer Zeitung - Dienstag, 3. Dezember 2013 - Seite 16