"FACKELN AUS": TRAUM VON EINEM NEONAZI-FREIEN GEDENKTAG

In der ersten Reihe des friedlichen Protests: Dekanin Christiane Quincke, links daneben Halil Sahin von der Fatih-Moschee. Foto: Meyer

Pforzheim. Von einer „verdichteten Atmosphäre“ sprach Dekanin Christiane Quincke bereits am Abend des 23. Februar, als sie vom Hauptgüterbahnhof mit der Zwischenstation Schloßkirche den Schloßberg hinunter ging in Richtung Lions-Zelt mit der Ausgabe der Brotsuppe – in Erwartung der zweiten großen Anti-Nazi-Demo, diesmal auf dem Marktplatz.

 

Die oberste Protestantin des Kirchenbezirks Pforzheim-Stadt hatte zuvor unweit des Prellbocks, der an die Deportation der Pforzheimer Juden im „Dritten Reich“ erinnert, eine flammende Rede gegen Rechtsextremismus gehalten. Zum Glück für sie und die rund 400 Teilnehmer der Kundgebung der „Initiative gegen Rechts“ hatten sich die Linksautonomen, die die Neonazis auf dem Wartberg aufmischen wollten, während des Protestmarschs bereits an der Heinrich-Wieland-Allee abgespalten, störten also mit Antifa-Schlachtrufen die friedliche Versammlung auf der Anshelmstraße nicht.

 

Störend war allerdings der brummende Generator des Veranstalter-Unimogs – doch der Stromspender war unerlässlich für die Lautsprecherübertragung der Beiträge von Ralf Fuhrmann (SPD), Wolf-Dietrich Glaser (DGB), Thomas Moser (NSU-Prozess-Beobachter) und Dekanin Quincke. Ein Einsehen hatte nach der Intervention des Veranstalters die Polizeiführung und beorderte ihren Hubschrauber, der direkt über der Versammlung schwebte, einige hundert Meter weiter westlich, so dass die Redner erfolgreich gegen die Rotoren des Helikopters anreden konnten.

 

„Christiane Quincke hat eine großartige Rede gehalten“, sagt rückblickend Katrin Lechler, Sprecherin der „Initiative gegen Rechts“ – doch von „solchen Demos und Kundgebungen allein lassen sich die Nazis nicht vertreiben“. Es bedürfe weiterer, gesamtgesellschaftlicher Anstrengungen „und auch ein wenig Mut“.

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Pforzheimer Zeitung