Eine Woche, fünf Religionsgemeinschaften und viele Veranstaltungen: Die Woche der Brüderlichkeit steht ganz im Zeichen des Dialogs – oder besser Polylogs, wie es Gerhard Heinzmann, der frühere Schuldekan und Moderator des Abends im Podium des Theaters Pforzheim, formulierte.
Begonnen hat die bundesweite Aktion 1952 tatsächlich als Dialog – als Zwiegespräch zwischen Juden und Christen nach der Shoah. In Pforzheim, wo die Woche der Brüderlichkeit seit 1980 besteht, sind dieses Jahr fünf Religionsgemeinschaften beteiligt: Judentum, Islam, evangelische und katholische Kirche sowie – zum ersten Mal – die Aleviten. „Freiheit, Vielfalt, Europa“ lautet das diesjährige Motto. „Vielfalt ist in Pforzheim greifbar“, sagte Stadtrat Rolf Constantin, der die Vertreter im Namen von Oberbürgermeister Gert Hager und des Gemeinderats begrüßte. „Sie verlangt aber auch ein gerüttelt Maß an Toleranz.“
Der friedliche Umgang miteinander trotz unterschiedlicher Auffassungen war ein zentrales Thema der Vorreden der Religionsvertreter. „Nicht alle lieben sie, diese Vielfalt“, sagte die evangelische Dekanin Christiane Quincke. Sie bedeute „die Begegnung mit dem Fremden, dem Anderen – mit dem, der nicht so ist wie ich“. Und es gibt noch eine weitere Herausforderung: „Vielfalt kann nur durch Abgrenzung entstehen“, betonte der Dialogbeauftragte der jüdischen Gemeinde, Andrew Hilkowitz. Das heiße jedoch nicht Ausgrenzung. Für Halil Sahin ist die Vielfalt göttlicher Wille. Andernfalls, so der Dialogbeauftragte der Fatih-Moschee, „hätte Allah uns alle in derselben Religion und Nation erschaffen“.
Dass zum Miteinander auch Kenntnis übereinander gehört, wurde im Vortrag von Süleyman Davulcu deutlich. „Ein Weg ohne Wissen führt in die Dunkelheit“, zitierte der Vorsitzende der alevitischen Gemeinde den Gelehrten und Mystiker Haci Bektasi Veli. Sich Wissen anzueignen, dazu besteht nun eine Woche lang Gelegenheit. „Damit aus dem immer wieder erlebten Nebeneinander ein Miteinander wird“, so Rolf Constantin.
Quelle: Pforzheimer Zeitung