PZ-FORUM: DREIKLANG DER RELIGIONEN

Stellen sich auf dem Podium im PZ-Forum den Fragen aus dem Publikum: Jessica, Levin und Gökce (von links) stehen fest zu ihrem Glauben.
Stellen sich auf dem Podium im PZ-Forum den Fragen aus dem Publikum: Jessica, Levin und Gökce (von links) stehen fest zu ihrem Glauben.

Die Studentin Gökce (20) ist Muslima. Sie trägt Kopftuch, betet fünfmal am Tag. Bei der Auszubildenden Jessica (19) und bei Schüler Levin (17) stehen Bibeln im Regal. Sie ist evangelisch, er katholisch. Alon (15) und Tomer (18) würde nie Fleisch und Milch zeitgleich zu sich nehmen.

 

Die beiden Schüler sind Juden. Eines ist ihnen allen gemein: Sie glauben an Gott. Über den Stellenwert, den die Religion in ihrem Leben einnimmt, und die Frage, welche Rolle die Begriffe Freiheit und Vielfalt im Umgang mit Menschen anderen Glaubens spielen, haben sie sich gestern beim Trialog im PZ-Forum unterhalten.

 

Offenheit und Interesse

 

Die Podiumsdiskussion mit anschließenden Fragen aus dem Publikum fand im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit unter Beteiligung des Kulturamts und der Religionsgemeinschaften bereits zum dritten Mal statt. „Habt Ihr Schwierigkeiten, Eure Religion frei zu leben?“, will der katholische Dekanatsreferent Tobias Gfell und Moderator der Gesprächsrunde von den jungen Menschen wissen.

 

„Ich würde nicht mit Kippa auf dem Kopf oder Davidstern an der Brust durch die Stadt laufen“, ist sich Tomer mit Alon einig. Zu groß ist die Angst vor Übergriffen. „Mich ärgert, dass man von Frauen mit Kopftuch immer gleich denkt, dass sie kein Deutsch können“, sagt Gökce. Jessica hält ihren Glauben weitgehend aus ihrem Berufsleben heraus, weil sie negative Kommentare fürchtet.

 

„Kommt für Euch ein Partner aus einer anderen Religion infrage?“, hakt Gfell nach. Während die Jungen dieser Möglichkeit offen gegenüberstehen, schließen die Mädchen sie für sich aus. „Glaube lebt sich in Gemeinschaft“, begründet Jessica ihre Entscheidung. Über die Vereinbarkeit des Glaubens mit den Naturwissenschaften, die Frage nach einer Hierarchie der Sünden und den Dingen, die jedem Einzelnen heilig sind, geht es weiter.

 

Dann ist das Publikum an der Reihe. Dekanatsjugendreferent Sascha Ehringer und Bezirksjugendreferent Daniel Janz sammeln zahlreiche Fragen auf Kärtchen ein und stellen sie an die Jugendlichen. „Hat Toleranz Grenzen?“, will ein Zuschauer wissen. „Toleranz ist das falsche Wort. Das bedeutet, dass man etwas duldet, das einem nicht gefällt“, sagt Tomer. „Hier geht es um Offenheit und Interesse – und da gibt es keine Grenzen.“ An Festen anderer Religionen teilzunehmen – kein Problem für alle Beteiligten. „Solange ich meinen eigenen Glauben behalten darf, gerne“, sagt Gökce. Überhaupt scheint es zwischen den einzelnen Glaubensvertretern kaum Konfliktthemen zu geben.

 

Eine Moschee in der Stadtmitte – unproblematisch. Ob man wohl alle Religionen zu einer zusammenfassen könne, will Gfell wissen. „Theoretisch klingt das gut. Praktisch ist es aber nicht realistisch“, meint Tomer. „Obwohl wir fünf uns einig sind, dass wir alle an denselben Gott glauben.“

 

 

 

 

 

Quelle: Pforzheimer Zeitung