Kadir-Mehmet Sevgi ist der neue Religionsgelehrte in der Pforzheimer Fatih-Moschee
Kadir-Mehmet Sevgi war noch nie zuvor im Ausland. Nun hat der islamische Theologe den Schritt gewagt und ist aus Bilecik in der Türkei nach Deutschland gekommen. Seit dem 24. September ist Sevgi der neue Religionsgelehrte in der Pforzheimer Fatih-Moschee – für die nächsten fünf Jahre. Dort will der 40- Jährige aber nicht nur lehren, predigen und beten. Er will auch den offenen Dialog zu anderen Kulturen und Religionen suchen, wie er erklärt. Für diese Gespräche wird er zumindest vorerst noch einen Dolmetscher brauchen. Denn Sevgi spricht – bis auf einige Worte Deutsch – nur Türkisch. Beim Gespräch mit dem Pforzheimer Kurier übersetzte der Dialogbeauftragte der Moschee, Halil Sahin.
In Pforzheim habe er sich in den vergangenen drei Wochen recht gut eingelebt, erzählt Sevgi. „Mir gefällt es hier. Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen.“ Seine Frau, die fünfjährige Tochter und der zehnjährige Sohn sind mit ihm nach Deutschland gekommen. Sevgi hätte auch in anderen Ländern arbeiten können, er hat sich aber bewusst für Deutschland entschieden. „Ich habe oft gehört, dass es ein schönes Land ist und man hier einen aufrichtigen und offenen Dialog über Kulturen und Religionen führen kann.“ Ins Ausland habe ihn aber auch die Aussicht auf Abwechslung gezogen. Eine Sprachbarriere gebe es aber eben noch. Sevgi hat zwar vor seiner Abreise einen Deutschkurs belegt, er müsse jedoch noch einiges lernen.
In der Fatih-Moschee wird er nun zusammen mit den Gläubigen beten, aber auch den Islam-Unterricht für die Jugendlichen übernehmen. „Der ist zwar freiwillig, findet aber doch guten Zuspruch“, erklärt Sevgi. Er würde sich wünschen, dass der Islam auch in der Schule unterrichtet wird – wie evangelische und katholische Religion. Außerdem will er die Pforzheimer Muslime in religiöser, sozialer, kultureller und pädagogischer Hinsicht betreuen und ihnen zur Seite stehen. Auf die anderen großen Religionen will er offen zugehen und das Gespräch suchen. „Ich möchte mit Christen und Juden sprechen. Ich möchte die anderen Religionen besser kennenlernen und auch meine Religion vorstellen.“ Er wolle seine Religion wahrheitsgetreu zeigen, erzählt der Theologe.
Vor allem durch Medienberichte sei bei vielen das Bild vom Islam ein falsches. Da die Skepsis gegenüber Muslimen derzeit auch durch die Terrorgruppe „IS“ weiter steigt, sei es wichtig, zu erklären, dass derartiges nichts mit dem Islam zu tun habe. „Der Islam ist kein Terror und diese Terroristen sind keine Muslime“, sagt er. Töten sei eine Sünde, die auch der Koran verurteile. „Wir wollen niemandem etwas tun. Und wir sind tolerant und aufgeschlossen gegenüber anderen Religionen.“ Mit der Dekanin der Evangelischen Kirche in Pforzheim, Christiane Quincke, sei bereits ein Gespräch geplant. Auch zu den anderen Religionen will er sobald wie möglich Kontakt aufnehmen.
Quelle: Pforzheimer Kurier - Samstag, 18. Oktober 2014