SOLIDARITÄT DER RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN NACH MESSERATTACKE

Foto: Seibel
Mit der Rückseite eines Messers zerstörten die Angreifer die Eingangstür des „A La Turka“. Evliya Erdogan, der Cousin des Opfers der Messerattacke, zeigt den Fotografen die zersplitterte Glastür.

Nach dem islamistisch motivierten Anschlag auf eine Pariser Redaktion am Donnerstag ist dieses Zeichen der Gemeinsamkeit wichtiger denn je: Pforzheims Christen, Juden und Muslime haben in einer Erklärung den Überfall auf das Dönerlokal .A La Turka. an der Hohenzollernstraße in der Silvesternacht verurteilt.


Niemand dürfe wegschauen, wo Menschen angegriffen oder diffamiert werden, so die Autoren. In allen Religionen sei "die Achtung vor der Unversehrtheit eines Menschen unabhängig von Religion, Hautfarbe und Herkunft ein unverzichtbares Gut". Dies gelte ganz besonders angesichts der Anschläge in Paris und Nordnigeria. "Umso wichtiger ist, dass wir uns nicht zu Hass und Gewalt gegen Angehörige anderer Religionen oder Kulturen verleiten lassen", so die Dekanin Christiane Quincke. "Wir brauchen gegenseitige Solidarität und ein gemeinsames Wirken am Frieden." Dem solle die Erklärung Rechnung tragen.

Oberbürgermeister Gert Hager betonte auf PZ-Nachfrage, dass er die solidarische Erklärung der Pforzheimer Religionsgemeinschaften begrüße. In seiner Rede beim Neujahrsempfang, der am Sonntag um 11 Uhr im Congress-Centrum beginnt, werde er nicht konkret auf die Vorkommnisse im Döner-Lokal eingehen, wohl aber die Bedeutung eines respektvollen Miteinanders der Bürger in Pforzheim thematisieren.


Nachdem er das Angriffsopfer gemeinsam mit dem türkischen Generalkonsul im Krankenhaus besucht hatte, sah er sich Kritik und Beleidigungen ausgesetzt. Erst als sich das Stadtoberhaupt dagegen in einer Pressemitteilung zur Wehr setzte, schlugen sich mehr Menschen auf seine Seite. So hat auf Facebook ein Beitrag des PZ-Lesers Michael Stockenberger die meisten "Gefällt mir"-Angaben. Dieser hatte unter einem PZ-Artikel über die Diffamierungen geschrieben: "Da wird ein türkischer Bürger mit hoher Wahrscheinlichkeit Opfer eines fremdenfeindlichen Anschlags und der OB besucht ihn zusammen mit dem Generalkonsul im Krankenhaus und ihr habt nichts besseres zu tun, als genau mit dieser fremdenfeindlichen Hetze hier weiterzumachen. Ich fasse es nicht, was in Deutschland gerade abgeht!"

Quelle: Pforzheimer Zeitung, 10.01.2015