Fernab vom Nahen Osten: Trialog dreier Religionen


2012-09-24


Foto: Ketterl
Foto: Ketterl

Jugendliche aus drei Religionen trafen sich zum Trialog. Gemeinsam diskutierten sie über ihren Glauben, Toleranz und Respekt.

 

Botschaften brennen, Menschen sterben, Sicherheitskräfte sind in Alarmbereitschaft. Die aktuellen Geschehnisse im Nahen Osten zeigen einmal mehr, wie leicht man auf dem Rücken der Religion provozieren kann – oder anders: wie schnell sich Menschen zu Gewalt hinreißen lassen, wenn sie sich in ihrem Glauben beleidigt fühlen.

 

Gemeinsam gegen Gewalt

Ein ganz anderes Bild bot sich Donnerstagabend in Pforzheim. Jugendliche Christen, Muslime und Juden trafen sich in der Fatih-Moschee für eine zweite Runde ihres Jugend-Trialogs, den sie im Rahmen der „Woche der Brüderlichkeit“ im vergangenen März im PZ-Forum gestartet hatten. Gemeinsam mit Imam Harun Demirel, dem katholischen Dekanatsreferent Tobias Gfell und dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Pforzheims, Rami Suliman, besichtigten mehr als 20 interessierte Jugendliche zuerst die Moschee. Für einige unter ihnen war es der erste Besuch in einem islamischen Gotteshaus. „Die vielen Kronleuchter und dass alles so ausgeschmückt ist, haben mich sehr beeindruckt“, sagte die 16-Jährige Elisa Kröner aus Niefern.

 

In gemütlicher Atmosphäre, bei Fanta und Keksen, durften die Jugendlichen dann all ihre offenen Fragen zum Islam loswerden, die der Dialogbeauftragte, Halil Sahin, geduldig beantwortete – auch mit Hilfe des Imams.

 

Vor allem wie die muslimische Gemeinde mit dem Mohammed-Video, der kürzlich im Internet verbreitet wurde, umgehe, wollten die anwesenden wissen. „Das ist eine Provokation eines Einzelnen. Davon sollten wir uns nicht provozieren lassen“, sagte Sahin. „Ich habe auch Ausschnitte aus dem Film gesehen. Das ist eine Respektlosigkeit gegen jede Religion und jede Menschlichkeit“, sagte ein Diskussionsteilnehmer. Gfell wollte wissen, ob man nicht gemeinsam ein deutliches Zeichen setzen müsse, dass Gewalt nichts mit Religion zu tun hat, woraufhin der Imam ihm nickend zustimmte. Auch ganz allgemein wurde darüber diskutiert, wo die Grenze zwischen Satire und Respektlosigkeit verläuft.

 

Man darf aufatmen. Mitgefühl, Respekt und Toleranz gegenüber anderen Religionen scheinen bei vielen Pforzheimer Jugendlichen gut ausgeprägt zu sein.