Offene Moschee: Begegnung unter der Kuppel


2012-10-03


Foto: Ketterl
Foto: Ketterl

Dutzende Männer stehen in einer Reihe. Ihre Blicke sind alle in dieselbe Richtung gerichtet. Sie verbeugen sich tief, bauen sich wieder auf, bevor sie sich schließlich auf die Knie fallenlassen und mit der Stirn den Teppich berühren. Für viele Anwesenden im Raum ist es das erste Mal, dass sie einen muslimischen Gottesdienst hautnah miterleben. Die Pforzheimer Fatih-Moschee in der Pforzheimer Oststadt hat im Rahmen des bundesweiten „Tag der Moscheen“ ihre Türen geöffnet, um ihren andersgläubigen Mitbürgern die islamische Kultur und Religion näherzubringen.

 

Fragen sollen an diesem Mittwoch nicht unbeantwortet bleiben. Auf dem Fußboden sitzend, wollen die Besucher in gemütlicher Atmosphäre alles rund um das Thema Islam wissen: Wie wird die rituelle Waschung durchgeführt? Warum beten Muslime fünfmal am Tag? Nach was richten sich die Gebetszeiten? Imam Harun Demirel geht mit Hilfe des Dialogbeauftragten Halil Sahin geduldig auf alle Fragen ein. „Vorurteile sollen heute aus dem Weg geräumt werden“, sagt Sahin. Vorstandsmitglied der Moschee, Rukan Yabanci, sagt: „Wir möchten unser Gemeindehaus mit den anderen Pforzheimern teilen und ihnen zeigen, dass wir eine offene Gemeinde sind. Die Menschen sollen die Gelegenheit haben, unseren Glauben aber auch uns persönlich kennenzulernen.“

Das Angebot kommt an. Den ganzen Tag über kommen die Pforzheimer zahlreich und tauchen in die fremde Kultur ein. „Eigentlich weiß ich ziemlich wenig über die Religionen um uns herum. Das wollte ich ändern“, sagt Florian Kleindieck. Zufällig habe er von der Veranstaltung erfahren und sei spontan vorbeigekommen.

 

Familienausflug in die Moschee

„Wir haben mit der Familie beschlossen uns das heute anzuschauen und zu sehen, was hier tatsächlich abläuft“, sagt Hannes Vogt. Sein Schwager sei Moslem, weshalb er sich für die Religion interessiere.

Ihm habe die Besichtigung gefallen. „Man wird sehr nett aufgenommen. Die Aktion leistet auf jeden Fall einen Beitrag zur Integration, da sich die Menschen einfach näherkommen“, sagt er weiter. Auch die Architektur überzeugt. „Vom Aussehen her erinnert die Moschee an einen kleinen Palast“, sagt Vogts Freundin, Natalie Heck.

Der „Tag der offenen Moschee“ wird seit 1997 jedes Jahr am 3. Oktober begangen. Dass man sich am Tag der Deutschen Einheit vorstelle, sei kein Zufall. „Schließlich gehören wir auch zur deutschen Einheit“, sagt Sahin.